Frankreich – Sommer 2011

Beginnend im Burgund, auf dem Weingut von Patrick Bize in Savigny-les-Beaune, erlebten wir nach höchst depressionsverdächtigem Wetter in Deutschland“ den ersten richtigen Sommerabend des Jahres 2011. Am darauffolgenden Tag starteten wir mit einer morgendlichen Besichtigung des mittelalterlichen Stadtkerns von Beaune.

Nach einem stärkenden Mittagessen im Bistrot de Bacchus mit typischen Spezialitäten der Region erkundeten wir die nähere Umgebung auf dem Fahrrad. Unsere kleine Tour startete an der Kirche von Pommard und führte uns auf einer gekennzeichneten Route über Volnay bis nach Meursault.

In diesem ausgedehnten Straßendorf, das man weiß Gott nicht als arm bezeichnen kann, besuchten wir das Traditionsweingut Michelot, das schon in der 4. Generation Chardonnay vom feinsten kreiert. Bei unserem spontanen Besuch probierten wir alle Weine des Hauses im historischen Weinkeller, den Mönche im Mittelalter in den Muschelkalk gegraben haben. Nicht nur das Ambiente sondern auch alle Weine waren mehr als beeindruckend, sehr gehaltvoll, elegant und frisch, teils fruchtig, teils mineralisch, je nach dem, wie die Jahrgänge durch das jeweilige Wetter geformt wurden, vor allem aber sehr preiswert! So angenehm gestärkt fuhren wir mit den Rädern zurück nach Pommard.

In der warmen Abendsonne „flogen“ wir lange am idyllischen Canal du Centre entlang, bis wir im Halbdunkel in Paray-le-Monial eine schöne Unterkunft fanden. Am nächsten Tag setzten wir nach einem üppigen Frühstück unsere Reise fort. Vorbei an Roanne und Clermont-Ferrand überquerten wir viele „Hügel“ des Massif Central, bis wir Brioude ereichten, wo uns ein sehr sympathischer Metzger den Abstecher zum Dorf Lavaudieu empfahl, den wir nicht bereuen sollten. Ausgerüstet mit gutem Wein aus Meursault und exzellenten Kalbskoteletts von Monsieur Cussac machten wir dort Picknick und übernachteten in unserem Gourmet-Bus gleich unterhalb der Ortschaft unmittelbar amFlussufer.

Das im Jahre 909 gegründete Örtchen Lavaudieu gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs und ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Detaillierte und ausführliche Infos erhalten Sie natürlich hier bei Wikipedia…

Beeindruckend alleine schon bei der Durchfahrt am nächsten Tag waren auch Städte wie Le Puy-en-Velay, Pradelles, Langogne und Mende.

Aber unvergessen blieb uns nach mühseligem Aufstieg über die karge Hochebene der Cevennen der Blick und die Abfahrt nach St.Enemie, wo sich die Gorges du Tarn ( „Kehlen“ = Quellen des Tarn) befinden.

Hier sollte man sich Zeit lassen und eine Kanufahrt durch das unbeschreiblich schöne Tal genießen. Es erinnert an den Grand Canyon, ist aber umso malerischer und romantischer, wenn die Sonne sich senkt. Wir verweilten dort sehr gerne einige Tage mehr und genossen das kristallklare erfrischende Wasser (immerhin 15° Celsius, bei intensiver Sonne 1-2 Grad mehr am Nachmittag) und die tolle Atmosphäre…

Erfrischt und gut erholt setzten wir unsere Reise Richtung Terrasses du Larzac fort.

Dabei nahmen wir nicht den schnellen Weg über die moderne fast 300m hohe Autobahnbrücke bei Millau, sondern wählten die „bunt bebilderte“ Landstraße darunter entlang des Tarn-Flusses, auf der man durch die karge Hochebene der Cevennen schließlich zu den warmen und sehr trockenen Landschaften des Südens gelangt.

Am frühen Abend erreichten wir Gignac, wo wir die Nacht verbrachten. Vorher noch besuchten wir im Nachbarort Aniane Monsieur Venture auf Mas de la Seranne, eine der aufstrebenden Weinbaudomänen dieser Gegend.

Direkt neben Mas de Daumas Gassac gelegen, arbeitet man hier ebenso einvernehmlich mit der Natur wie auf dem berühmten Gut nebenan.Unsere auf der Prowein in Düsseldorf geweckten Erwartungen an die Weine wurden mehr als bestätigt. Zufrieden konnten wir nach der Weinprobe auf unseren Fahrrädern die „Heimreise“ durch die romantische Abendsonne antreten. Nach dem heißen Sommertag war die kühlende Abendluft dieser Berglandschaft, die auch den Weinreben ihre Charakteristik verleiht, nicht nur für uns sehr erfrischend.

Am nächsten Morgen genossen wir unweit von Aniane den Spaziergang durch das malerische Dorf San Guihem-le-Desert am steil abfallenden Ufer der Gorges de l’Herault.

Der angenehme Wind aus den Bergen machte die südliche Mittagshitze halbwegs erträglich… In unmittelbarer Nähe der Shuttle-Station genossen wir dann ein erfrischendes Bad im Fluss mit vielen vom Wasser geformten Sitzmöglichkeiten. Wer mag und mutig ist, kann hier auch wie die Einheimischen von den hohen Felsen kunstvoll ins Wasser springen.

Anschließend füllten wir unseren Vorrat an Olivenöl bei der Domaine de Familongue auf und setzten unsere Fahrt Richtung Süden fort, wo wir bereits auf der Domaine Bourdic von zwei sympathischen Schweizern erwartet wurden, die ebenfalls naturnahen Weinbau betreiben. Nach langer Pause haben wir dort wieder unsere Liebe zu „La Sentinelle“ entdeckt, kein Wunder beim Jahrgang 2005, der 34 Monate im Fass gereift ist und uns die nächsten 5 Jahre viel Spaß machen wird!

Nach so viel Wein folgte eine Zeit der Ruhe und Erholung in Peyriac-de-Mer, wo unsere Freunde von Les-Clos-Perdus uns täglich mit hervorragendem Wein versorgten.

Ausflüge nach Narbonne, Carcassone, Lagrasse oder zu den Katharer-Burgen Queribus und Peyrepertuse machten nebenbei viel Eindruck!

Wir hatten angenehme Begegnungen mit Gruppen von Flamingos…

Und wir trafen immer wieder auf interessante Menschen, wie zum Beispiel den Holzkünstler Misha Demidjuk, der in Handarbeit naturbelassenes Spielzeug mit gleichzeitig hohem dekorativem Faktor für jung und alt herstellt. Für mehr Info klicken Sie bitte hier!

Auf der Rückfahrt von Peyreperuse durch die wunderschönen Corbières entdeckten wir unverhofft einen außergewöhnlichen Rotwein, der sogar schon Herrn Parker aufgefallen ist. Uns beeindruckte der Cru Fitou von Katie Jones durch seine Eleganz!

A propos Robert Parker, den verpassten wir nur um Stunden, als wir schon fast auf dem Rückweg in die Heimat in Châteauneuf-du-Pape bei Château La Nerthe Halt machten, um die aktuellen Weine zu probieren.

Beim Mittagessen mit Verkaufsleiter Christophe Bristiel erfuhren wir „ganz nebenbei“, dass „Bobbie Parker“ bereits morgens um 8.00 Uhr dort zu Gast war und sich ganz besonders beeindruckt von dem Tavel Rosé zeigte… Er schrieb in seinen Internet-Blogg: „Had a superb dry rose-2010 Prieure de Montezargues from Tavel-really exquisite“ posted on August 27…


Dieser Rosé kommt aus den Händen von Guillaume Dugas, Nachfolger und Sohn des ehemaligen Kellermeisters von La Nerthe. Wir durften ihn auf der Domaine persönlich kennenlernen und besichtigten mit ihm Produktion und Keller. Besonders erstaunte uns die Geschmacksvielfalt bei bei einer Syrah-Probe aus Barrique-Fässern unterschiedlicher Provenienz.

Seine Schwester Juliette führte uns anschließend durch die ehrwürdigen Weinkeller von Château La Nerthe, wo z.B. Weine für Alain Ducasse, das Negresco oder die Traube in Tonbach aufbewahrt werden. Dort probierten wir die letzten Jahrgänge dieses 800 Jahre alten Anwesens. So kennen wir nun persönlich die ganze Familie, was beiderseits für hohes Vertrauen sorgt.

In jedem Fall sind die hier produzierten Weine hinsichtlich Qualität und Wertigkeit absolut ihren Preis wert, was in Châteauneuf-du-Pape nicht überall so ist!

Ähnlich ist es mit Restaurants im berühmten Avignon. Hier ist es selbst für geübte Frankreich-Touristen schon eine Herausforderung, „wertvolles“ und preiswertes Essen zu bekommen. Wir hatten Glück und erhielten einen Tipp von „Eingeborenen“, den wir gerne weitergeben, das Basilic Citron. Das schnelle und schmackhafte Mittagsmenü mit 3 Gängen für 15 Euro!

Für Kulturbesessene empfehlen wir den Besuch des Amphitheaters in Orange, eines der bedeutendsten und best-eraltenen Theater aus der Römerzeit, nur eine Viertelstunde nördlich von Châteaneuf-du-Pape.

Nördlich ging es für uns auch irgendwann zurück Richtung Heimat. Wir starteten in ChndP morgens bei 32° und es sollte ein „kühler“ Abschied werden! Gleich hinter Orange senkte sich der Himmel und wurde sehr bedrohliches schwarz. Positiv für uns war allein der von Süden wehende Rückenwind! In Tain l’Hermitage machten wir trotzdem kurz Halt, um uns in der Boutique der Firma Valrhona mit Schokolade vollzustopfen, die man dort in allen Variationen probieren darf… Danach brachte uns der Mistral umso schneller in das Tiefdruckgebiet , das uns vor Lyon mit aller Kraft erwischte. Es schüttete wie aus Eimern…und die Temperatur war um 20° gesunken!

Im Regen erreichten wir abends unsere letzte Station Savigny-les-Beaune, wo unsere Reise begann. Wir ließen uns es nicht nehmen, diese mit einem angemessenem Finale zu beenden. Nach der regendurchweichten Nacht besuchten wir gleich morgens nach dem Frühstück das Weingut der Brüder Guillemot, um in deren Weinkeller unseren letzten Urlaubstag mit einer Burgunder-Probe zu begrüßen.

Dieses Weingut im Herzen der malerischen Ortschaft zählt zu den Geheimtipps im Burgund, schmackhaft, bezahlbar und doch dabei immer noch sehr traditionsbewusst, was die Bereitung der Weine betrifft.

Hier folgt man wie bei der Domaine Bize nicht irgendwelchen Modetrends, um den Wein besser und schneller verkaufen zu können. Gute Burgunder brauchen und haben viel Zeit zum Reifen, denn sie bereiten gerade im Alter höchsten Genuss. Bestätigend möchten wir in diesem Zusammenhang nur erwähnen, dass wir bei Pierre Guillemot einen Weißwein aus dem Jahr 1989 probieren durften…der uns mit seiner Jugendlichkeit mehr als überraschte!

Die anschließende Rückfahrt nach Deutschland ließen wir langsam angehen und fuhren nach kurzem Spaziergang durch das reiche Dijon weiter auf der Landstrasse. Das letzte überraschende Highlight vor Verlassen des Burgund war die Durchquerung der gut erhaltenen Festungsstadt Langres, die wir spontan als zwingendes Reiseziel für unseren nächsten Ausflug ins Burgund notierten. Metz und Nancy in Lothringen sind dabei natürlich kulinarisch und kulturell auch in Betracht zu ziehen…

Der Rest des Weges verging wie im Flug und der Abschied fiel uns nicht schwer, angesichts eines guten Vorrates an Baguettes, Wurst und Käse und dem Wunsch, ja bald wiederzukommen!

Wir hoffen, dass Ihnen unser kleiner Reisebericht gefallen hat und freuen uns wieder auf Ihren Besuch hier online oder in unserem Ladengeschäft in Viersen – Dülken auf der Marktstr.5